22: Pakistan 1

09.10.2018

 

„Pakistan Zindabad! Lang lebe Pakistan!“ Rufen wir aus Leibeskräften auf den ersten Metern in Pakistan und machen erst mal einen schreckhaften Schlenker auf die linke Straßenseite. Denn bei entgegenkommenden Verkehr stellen wir fest: wir sind ab sofort im Linksverkehr und unser Lenkrad ist auf der falschen Seite. Das wird uns in den nächsten Wochen noch Öfters passieren, dass wir morgens rechts los fahren und dann schreckhaft nach links ziehen.

 

Trotz bewölktem Wetter hat uns Pakistan sofort wieder in seinen Bann gezogen. Am Grenzzaun erwarten uns die ersten neugierigen Gesichter, viele kommen her schütteln uns die Hand, sind interessiert und begeistert von uns. Endlich können wir wieder mit den Einheimischen kommunizieren, denn etwa die Hälfte des Landes spricht Englisch. Eine der offiziellen Amtssprachen neben Urdu. Wie schön das ist, sich wieder austauschen zu können.

 

Wir fahren langsam den Khunjerab Pass nach unten. Die Landschaft ist atemberaubend. Das sind keine Alpen hier – das ist der Himalaya. Groß, größer, Himalaya. Pakistan haut uns einfach um und wir sind so froh wieder hier zu sein. Der teure China-Transit hat sich dafür definitiv gelohnt.

 

Für uns hat dieses Land einen ganz besonderen Stellenwert. Auf unserer letzten Reise war Pakistan das Highlight und nun sind wir zurück und sofort wieder Feuer & Flamme für dieses wilde Land. Die Menschen lächeln hier nicht, sondern sie Lachen richtig, wenn sie uns entdecken und wir Ihnen zuwinken. Gastfreundschaft wird hier wie im Iran groß geschrieben und oft fühlen wir uns wie VIPs, da wir beispielsweise den besten Platz im Restaurant bekommen, an der wartenden Schlange vorbeigeführt werden oder sofort einen Sitzplatz angeboten bekommen.

 

In Sost, der ersten Kleinstadt, erledigen wir die Einreise- und Zollformalitäten, verabschieden uns von der Hälfte unserer China-Gruppe und suchen uns einen Platz für die Nacht. Vor einem Hotel dürfen wir kostenlos campieren. Am Abend gehen wir ein letzten Mal mit der geschrumpften Gruppe essen und verabschieden uns dann endgültig auch von ihnen. Von nun an machen wir wieder unser eigenes Tempo.

 

Sieben Jahre sind seit unserem letzten Besuch vergangen. Es hat sich einiges getan. Die Straßen sind besser, die Internetverbindungen ebenso. Wir sehen viele einheimische Touristen und Touristinnen ohne Kopftuch und in Jeans. 

Der Norden Pakistans ist vor allem für seine Offenheit und Liberalität bekannt. Dies hängt zum großen Teil an der ismailitischen Richtung des Islams, der Frauen erlaubt ohne Kopftuch am Leben in der Öffentlichkeit teil zu nehmen. Selbst urlaubmachende pakistanische Touristen aus dem Rest des Landes schwärmen von dieser Region und genießen ein einfaches Dorfleben sowohl mit Männern als auch mit Frauen.

 

Am nächsten Tag fahren wir weiter nach Passu. Einem kleinen Örtchen, wo es eigentlich nichts gibt außer einer grandiosen Berglandschaft und eine handvoll Gästehäuser. Hier treffen wir auf unseren pakistanischen Freund Saif, den wir 2010 in Quetta kennen gelernt und 2011 auf dem Heimweg von Indien wieder getroffen hatten. Außerdem hat uns Saif 2013 und 2017 in Deutschland besucht. Da er noch nie im Norden von Pakistan war und selbst mal wieder ein wenig Urlaub braucht, schließt er sich uns für die kommenden Wochen an.

 

Im Gästehaus lernen wir ein französisches Pärchen kennen, die zwei Jahre in China gearbeitet hatten und froh sind jetzt in Pakistan zu sein. Außerdem treffen wir wieder auf Quiko aus Spanien, auf den wir bereits in Kirgistan und China getroffen sind und der mit seinem Highbike unterwegs nach Südostasien ist. Wir bleiben ein paar Tage in Passu, um uns in Pakistan zu akklimatisieren. Dazu gehen wir mindestens einmal am Tag pakistanisch Essen (Fleisch, Hülsenfrüchte und Brot) und unternehmen eine Wanderung zu den angeblich gefährlichsten Hängebrücken der Welt. Über dem breiten Flussbett des Hunzaflusses spannen sich zwei ungefähr 200 Meter lange, nicht endende Brücken. Die Trittbretter sind zum Teil so weit auseinander, dass man auf das gespannte Stahlseil ausweichen muss. Wir laufen über die eine Brücke auf die andere Flussseite, entlang an der Bergkette durch kleine Dörfchen und wieder zurück über die zweite Hängebrücke. Von dort geht es per Anhalter zurück in unser Gästehaus in Passu. 

Einige Tage und kleine Wanderungen später fahren wir weiter nach Karimabad, dem touristischen Zentrum der Region Hunza. Im Vergleich zu unserem letzten Besuch hat sich auch hier einiges verändert. Zahlreiche Hotels, Souvenirshops, Cafes und Restaurants sind dazu gekommen. Es gibt deutlich mehr ausländische Touristen als das letzte Mal. Im Jahr 2011 haben wir inklusive uns beiden insgesamt acht westliche Touristen gezählt, jetzt kommen wir auf doppelt so viele – also immer noch zu wenig, um die ganzen Betten der Hotels zu füllen.

 

Wir schlendern durch Karimabad, besichtigen das Fort von außen und suchen nach einem Geschäft, wo wir vor Jahren einen Küchenholzschaber aus Aprikosenholz erstanden haben. Er hat sich so gut gehalten & bewährt, dass wir einige von ihnen gerne mit nach Hause nehmen würden. Leider ist das Geschäft nicht mehr vorhanden und wir fragen uns durch das Städtchen bis wir bei einer Holzwerkstatt landen. Wir zeigen Besitzer Shafgat unseren alten Holzschaber und er antwortet mit glasigen Augen, dass er dieses Stück angefertigt hat. Yes strike – wir sind an der richtigen Adresse. Wir bleiben ein Weilchen in seiner Werkstatt, lassen uns alles in Ruhe zeigen und ordern einen Berg Holzschaber, die wir drei Tage später abholen dürfen.

 

In Hunza wurde vor langer Zeit ein Wasserkanalsystem angelegt, um die hier terrassenförmig angelegten Felder zu bewässern. An ihnen kann man entlang wandern und hat eine sagenhafte Aussicht auf das gesamte Hunzatal sowie den 7788 Meter hohen Rakaposhi. Wir laufen zum Teil an sehr steil abfallenden Felswänden entlang und schütteln öfters ehrfürchtig den Kopf: was für eine Arbeit das ist, so einen Graben in die Felswand zu hauen.

 

Um noch eine bessere Aussicht zu haben fahren wir einige Kilometer weiter, steil nach oben zum Aussichtspunkt „Eagles Nest“. Dort campieren wir für zwei weitere Nächte mit grandioser Aussicht. Am ersten Abend kommen wir zu keinem einzigen Foto, da wir von dutzenden Pakistanern, um ein Selfie gebeten werden. Das geht dann fast eine Stunde so bis die Sonne untergegangen ist. Das geduldige Stillhalten und Lächeln für die Selfies ist unsere Art etwas dem Land zurück zu geben. Wir kommen hier her, um uns die fremden Gesichter anzuschauen, fotografieren sie unentwegt und werden kurz ein Teil ihres Lebens. Da kann man doch jeden Tag eine gewisse Zeit opfern, um selbst abgelichtet zu werden. Oder?

Wir fahren über Karimabad, wo wir unsere Holzschaber abholen und Essen einkaufen, weiter ins Nagyr Tal ins Örtchen Hoper. Auf dem Weg dorthin passieren wir einige Dörfer. Malerisch hängen sie an den Felswänden. Es ist Erntezeit und von den Äckern werden die letzten Kartoffeln ausgebuddelt. Einzig & allein stehen hier wie kleine Tannenbäume die bis zu zwei Meter hohen Cannabispflanzen. Ganz selbstverständlich im Landschaftsbild. Nichts außergewöhnliches hier. Anstatt die Einheimischen abends wie wir in Deutschland ein Bierchen oder ein Schörlchen trinken, wird hier halt ein Tütchen geraucht. Alles ganz entspannt, ohne Polizei und Anti-Drogen-Verfechter.

 

In Hoper waren wir bereits 2010 und 2011, sind mehrere Tage gewandert und haben uns den Hoper und Hispar Gletscher aus nächster Nähe angeschaut. Pakistan hat die höchste Dichte an Gletschern außerhalb der Antarktis und wir haben selbst vom Autofenster auf dem Karakoram Highway einige gesichtet. Wir können uns noch gut an die Größe des Hopergletschers erinnern und sind erschüttert als wir ihn diesmal sehen. Er hat mehrere Meter an Höhe und Kilometer an Länge verloren. Und das in so kurzer Zeit. Weltklimagipfel hin oder her. Wir müssen handeln. Jeder. Jetzt. Sofort.

 

Wir wandern einen Tag am Rand des Gletschers Richtung Berge, hören ehrfürchtig das Rieseln und Rascheln von herunterrutschenden Steinen und Kiesel, das Bersten von Eis und das Fließen des Gletscherflusses unterhalb der Eismassen. So face to face mit einem Gletscher ist schon ein beeindruckendes Erlebnis. Und doch wird man hier nachdenklich wie der Mensch systematisch sein eigenes zu Hause vernichtet.

 

Wir ruhen uns in Hoper noch ein wenig aus, lassen uns von Saif pakistanisch bekochen und fahren dann wieder zurück auf den Karakoram Highway. Unser Fahrt geht weiter Richtung Süden, auf bestem Asphalt, immer weiter zur Provinzhauptstadt Gilgit. Auf dem Weg halten wir am Straßenrand und kaufen einige lokalen Brote, die mit Hackfleisch gefüllt sind und pausieren kurz, als uns ein Pakistaner anspricht. Said will wissen, ob wir Pixie aus Neuseeland kennen – ja klar, wir sind zusammen mit ihr und ihrem Mann Robin durch China gefahren. Er berichtet, dass Pixie einen schweren Unfall mit ihren Motorrad hatte und nun im Militärkrankenhaus in Gilgit liegt. Oh Gott – wir sind schockiert. Und fahren sogleich weiter nach Gilgit, um unter anderem Pixie im Krankenhaus zu besuchen.

In Gilgit haben wir zunächst Mühe eine Bleibe zu finden. Wir fragen bei ein paar Hotels nach, aber im Vergleich zu anderen Orten wollen die fast das dreifache für die Übernachtung. Wir lösen das Problem auf die pakistanische Art: Saif hat einen Freund, dessen Klassenkamerad einen Bekannten in Gilgit hat. Über drei Ecken lernen wir also den 28-jährigen Anwalt Attiq kennen, der uns im Anzug auf der Straße aufgabelt. Er ist uns zunächst behilflich, eines unserer Visaprobleme zu lösen. Wir haben vom Konsulat in Frankfurt ein Visum bekommen, dass uns erlaubt zweimal in das Land einzureisen. Jedoch muss dies im Zeitraum bis Oktober 2018 erfolgen. Unser Pläne sehen jedoch so aus, dass wir gerne nach einem Besuch in Indien, mit dem gleichen Visa noch einmal nach Pakistan einreisen wollen. Dazu muss der Visagültigkeitszeitraum bis Februar verlängert werden. Attiq findet die richtige staatliche Stelle für uns, die witzigerweise Disaster Mangement heißt, in der wir unsere Visa-Einreise-Gültigkeit verlängern lassen könnten. Ganz richtig: könnten. Gilgit macht solche Verlängerungen nicht mehr und wir sollen dazu in die Hauptstadt Islamabad fahren. Also verschieben wir die Problemlösung erstmal nach hinten.

 

Wir verbringen die Nacht bei Attiq und seiner Familie im Gästezimmer und fahren am nächsten Morgen ins Militärkrankenhaus. Für die wilden pakistanischen Verhältnisse ist dieses Krankenhaus wirklich vorzeigbar und modern. Wir sind positiv überrascht. Auch als wir Pixie stehend vor ihrem Bett antreffen fällt uns ein Stein vom Herzen. Sie berichtet uns, dass sie in einem Seitental des Karakoram Highways auf einer einfachen Holzbrücke die Kontrolle über ihr Motorrad verloren hat und mehrere Meter samt Motorrad in einen Canyon gestürzt ist. Sie zeigt uns ein Video, dass zufällig ein pakistanischer Guide aufgenommen hatte. Wir schütteln nur den Kopf und können kaum glauben, dass man so einen Sturz überleben kann. Pixie hat mehrere gebrochene Rippen und ihre Lungen wurden von diesen mehrfach durchbohrt. Sie muss nun ein paar Wochen pausieren und wird daher mit Robin zu ihrer Familie fliegen. Ihr Motorrad will sie dann 2019 in Pakistan wieder abholen und ihre Reise fortführen. Wir trinken gemeinsam noch zwei Tassen Tee bevor wir weiter ziehen.

 

In Kirgistan hatten wir vor ein paar Wochen Reisefreund Ivan aus Bulgarien versprochen in Gilgit nach seinem Paket zu schauen. Er hatte es sowie Geld für das Porto letztes Jahr Hostelbetreiber Ibrahim anvertraut. In Bulgarien ist es nie angekommen und so machen wir uns auf die Suche nach dem Herrn. Das Hostel gibt es leider nicht mehr, aber wir haben eine funktionierende Telefonnummer von Ibrahim. Wir telefonieren kurz mit ihm und bekommen eine Wegbeschreibung, wo wir ihn finden können. Keine halbe Stunde später werden wir auf deutsch mit „Hallo. Wie geht’s?“ von Ibrahim begrüßt. Ein älterer Herr, der in seinen jungen Jahren zweimal mit dem Auto nach Köln gefahren ist und dort gearbeitet hat. Seither hat er in Gilgit den Spitznamen "the german". Er ist uns auf Anhieb sympathisch. Bei ein paar Tassen Tee erzählt er nicht nur von seinem spannenden Leben, sondern auch warum er das Paket nie abschicken konnte. Das Paket enthielt Linsen für eine Kamera und die Postangestellten forderten Ibrahim auf diese zu öffnen, um zu schauen, ob sich Schmuggelware darin befindet. Um die Linsen nicht zu beschädigen, wies er dies zurück und informierte Ivan per Email, die allerdings nie bei ihm angekommen ist. Ende gut, alles gut. Ibrahim ist happy, der benachrichtigte Ivan ist happy und wir sind es auch.

 

Wir wollen gerade einen Freund von Attiq, der uns den ganzen Tag begleitet hat nach Hause fahren, als wir von einem Pick Up überholt werden. Der winkende Pakistaner, ein Freund von Attiqs Freund, will wissen wer wir sind und lädt uns spontan ein heute Abend seine Gäste sein. Wir verlassen uns auf unser Bauchgefühl und sagen spontan zu. Und wieder keine halbe Stunde später sitzen wir zu Hause bei Zubair, trinken mit zwei seiner Arbeitskollegen wieder ein mal ein paar Tassen Tee und lassen uns Löcher in den Bauch fragen. In den frühen Abendstunden fahren wir in eine Art Club. Ein paar Männer haben sich ein Haus mit Garten angemietet, um sich abends dort zu treffen, Karten zu spielen, gemeinsam Kricket zu schauen oder auch verbotenerweise ein paar Bier oder Whiskey zu trinken. Auch wir bekommen ein lokales Getränk namens „Hunza Water“ serviert. Ein Schnaps mit wenigen Umdrehungen, der dann noch mit Wasser gestreckt wird. Wir spielen ein paar Runden am Tischkicker, lernen zahlreiche Pakistaner kennen und fahren dann gemeinsam zurück zu ihm nach Hause. Dort wartet bereits das Abendessen auf uns. Es gibt Ziegen- und Hähnchenfleisch, Gewürzreis, Salat, Joghurt und Brot. Wir sind begeistert vom leckeren Essen, aber noch mehr, dass die gesamte Familie am Essen teilnimmt. Nicht selbstverständlich in der getrennten Geschlechterwelt Pakistans. Seine Frau Fatma und die drei Kinder sind mit dabei. Zubair kommt aus einer wohlhabenden Familie und sie haben drei Bedienstete im Haus. Nach dem Abendessen gibt es dann mal wieder einen Tee – Tasse Nummer 9 heute! Bevor es dann in die Koje geht bekommt Ursel noch eine Hausführung von Fatma. Der Tabubereich für fremde Männer, wie es Janus und Saif sind. Aufgeputscht von all den Teeeinladungen heute können wir lange nicht einschlafen – der Tag war auch zu spannend.

 

Nach einem leckeren Frühstück am nächsten Morgen verabschieden wir uns von der Familie. Was für eine wundervolle Erfahrung! Und sei es nicht schon genug, dass wir so herzlich & spontan aufgenommen wurden, werden wir bei Abfahrt noch reichlich mit pakistanischen Souvenirs (Wohnzimmerdecke, Mützen, T-Shirts) beschenkt. Einfach unglaublich!

Unsere Fahrt geht weiter. Wir biegen nach ein paar Kilometern vom Karakoram Highway ab und steuern auf die 200 Kilometer entfernte Stadt Skardu zu. Die Straße verschlechtert sich sofort und wir fahren langsam über teils löchrigen Asphalt, teils Staubpiste in unzähligen Kurven das enge Tal entlang. Die Straße ist so eng, dass Janus öfters bei entgegenkommenden LKW-Verkehr zurücksetzen muss.

 

Dafür ist es landschaftlich mal wieder unschlagbar. Unten schlängelt sich der wilde Indus, oben kleben die Dörfer an der schroffen Felswand und dazwischen wurde eine Straße angelegt. Schlafplätze zu finden ist hier nicht einfach und so sind wir dann doch froh nach drei Tagen in Skardu anzukommen.

 

Wir finden außerhalb des Zentrums ein kleines Gästehaus, wo Saif mal wieder in einem Zimmer und nicht bei uns im Zelt schlafen kann. Wir nutzen die Zeit in Skardu um Wäsche zu waschen, Einkäufe zu tätigen und mal wieder zahlreiche Geldautomaten auszuprobieren bis wir an Bares kommen. Nach einem kurzen Abstecher zum "Buddha Rock", wo bis zu zwei Meter hohe Buddhas in einen Felsen gehauen wurden und als letztes Überbleibsel auf eine tibetisch / buddhistische Vergangenheit zeugen, fahren wir raus aus Skardu.

 

Unsere nächste Station ist der Deosai Nationalpark, wo es auf einem Hochplateau über 4000 Meter vor allem unberührte Natur und wilde Bären geben soll. Wir zahlen beim Eingang als Ausländer je 8 Dollar während Saif als Einheimischer so durch gewunken wird und bemerken sofort einige Veränderungen: kein Müll, kaum Menschen, keine Häuser. Wir fahren eine steile Piste nach oben als uns ein lokales Motorrad entgegen kommt. Patryck aus Deutschland / Polen war die letzte Nacht hier und berichtet uns ganz aufgeregt, dass er vier Bären gesichtet hat. Oh ha - also kommen die wirklich nah ran.

 

Wir fahren weiter und weiter. Am Nachmittag suchen wir uns einen Platz zum Nächtigen. Noch keine Stunde dort hat uns ein Nationalpark-Ranger entdeckt und will uns zur eigenen Sicherheit mit in sein Camp nehmen. Wir versichern ihm, dass wir alle drei im Auto schlafen und das Fahrzeug in der Dunkelheit nicht verlassen werden. Er ist damit zufrieden und dampft wieder ab.


In Skardu haben wir einige Eier gekauft und festgestellt, dass diese nicht mehr genießbar sind. Wir verteilen die aufgeschlagenen Eier als "Bärenlockmittel" um unser Auto, kochen bei geöffnetem Fenster und lauern hinterm Vorhang. Auch Stunden später tut sich draußen nichts. Schade. Wir hätten so gerne mal einen Braunbär in freier Natur gesehen. Die Nacht wird bei minus 8 Grad eisig kalt und Saif ist froh, dass er nicht draußen im Zelt schlafen muss. Für die Nacht bauen wir ihm ein Not-Nachtlager aus Matratzen auf den vorderen Sitzen. Er ist kleiner als wir und kann quer im Auto schlafen. Bei durchlaufender Heizung geht die Nacht bei dünner Luft mit Schnappatmung vorüber und wir fahren am nächsten Morgen weiter. Immer das Fernglas in einer Hand, um einen Bären in der grasigen Steppenlandschaft erkennen zu können. Aber wieder nichts. Nur unzählige Murmeltiere und Greifvögel. Schade. 

 

Wir verlassen am Ende des zweiten Tages das Deosai Plateau und biegen in das tiefer liegende Astore Valley ab. Immer weiter Richtung Islamabad.