Bevor es in den Westen Nepals ging fuhren wir ganz in der Nähe von Pokhara auf einen Campingplatz, speziell für Overlander. Dort trafen wir auf die beiden Franzosen Melanie & Julien, sowie Heike und Didi aus Deutschland. Nach vier Wochen schliefen wir endlich mal wieder im Bus, fast so als wären wir zu Hause. Vier Tage später waren wir erholt und konnten zum Bardia National Park in Westnepal aufbrechen. Der untouristische und ruhige Park war ganz nach unserem Geschmack – einfach und wild. Unser Nachtlager schlugen wir auf einer Picknickwiese beim den staatlichen Elefantenstallungen auf. So konnten wir wann immer wir wollten, die Arbeitselefanten beobachten - beim Training, bei der Fütterung, beim täglichen Bad. Eine unglaubliche Kraft verbirgt sich hinter den Dickhäutern. Wir waren fasziniert, genauso wie die Mahouts und die picknickenden Schulklassen von uns und unserem komischen Auto mit „Police System“, wie sie sagten. Was sie wohl damit gemeint hatten? Erst riefen sie: „oh a elefant“, dann entdecken sie uns „oh what is this“ und stürmten im Eiltempo auf uns zu. Schwups drückten sich zahlreiche Köpfe in unseren Bus, um unseren Dickhäuter zu begutachten.
Am nächsten Tag nahmen wir uns vorschriftsmäßig einen Guide und machten eine Dschungelwanderung mit dem Ziel ein Rhinozeros, sprich Nashorn, zu sichtigen. Wir liefen mucksmäuschenstill durch den Dschungel, versteckten uns hinter Büschen, beobachteten die gängigen Trinkstellen der Tiere und warteten. Leider sahen wir kein Nashorn, sondern nur Krokodile, Hirsche und Affen. Wir waren ein wenig enttäuscht, deswegen machten wir uns am nächsten Tag außerhalb des Parks auf die Suche. Warum sollte sich ein Rhino an die Nationalparkgrenzen halten? So fuhren wir weiter in einen nahe gelegen Wald, stoppten in einem Örtchen und gingen mit einem Dorfbewohner auf Nashornsuche. Wieder auf Zehenspitzen folgten wir aufgeregt dem Nepalesen, der wohl der fähigste Führer war, den wir je hatten. Er las die Spuren, achtete auf umgeknickte Äste und analysierte die Kottemperatur. Leider wieder nichts. In der Nacht wollten wir am Waldrand, in der Nähe eines Militärcamps nächtigen. Mehrere Soldaten versuchten uns umzustimmen: wir sollten bei ihnen im sicheren Gelände hinter Stacheldraht und mit Nachtwache schlafen, an unserem jetzigen Platz könne nachts ein Elefant kommen und da wir in seinem Revier stehen das Bussl umwerfen. Wir wollten nicht wieder wie in einem Menschenzoo sein, deswegen lehnten wir ab. Eine Stunde später kam der oberste Leutnant und er befahl uns umzuparken. Am nächsten Morgen ging es dann wieder mit dem gleichen Guide wie am Vortag in den Wald. Nach drei Stunden war auch er enttäuscht. Er würde eigentlich jeden Tag auf ein Rhino treffen. Vielleicht lag es ja an uns. Die Nashörner haben einen ausgeprägten Geruchssinn und wir hatten schon seit Tagen nicht geduscht… Zurück beim Militärcamp wurden wir dann noch zu einem Dhal Bhat eingeladen und mit auf Patrouille genommen, wir waren die ersten Ausländer die mit Ihnen auf die Suche nach Wilderern gingen. Aber auch hier sahen wir nichts Besonderes, nur einen riesigen Tigerfußabdruck und ein paar illegale Grasdiebinnen, die ein Verwarnungsgeld bekamen.
Zurück am Haupteingang des Nationalparks trafen wir dann zum zweiten Mal seit unserem Aufbruch in Deutschland auf Reisende mit einem T 3: Ophélie und Anthony aus Frankreich waren hoch erfreut uns zu treffen, hatten sie doch schon von uns gehört. Nach Begutachtung der beiden Fahrzeuge, zollten wir uns gegenseitigen Respekt und fuhren weiter.
Unsere nächste Station sollte der hohe Norden des Westlandes sein. Wir fuhren zwei ganze Tage in total untouristischen Gebiet, wurden in den kleinen Dörfchen durch die wir fuhren immer von den Einheimischen mit offenem Mund angestarrt, während die Kleinsten winkten und „Bye Bye“ riefen. Irgendwelche komischen Touristen müssen den Kindern in Asien wohl gesagt haben, dass das „Hallo“ heißt. In einem Örtchen am Fluss Karnali legten wir eine Pause am Ufer ein: wuschen unsere Kleider, spülten das Geschirr, picknickten und wuschen uns. Die Einheimischen, die sich nicht getrauten näher zu kommen, schüttelten nur von der oberhalb gelegenen Brücke den Kopf. Wir winkten noch freundlich zurück und fanden es verwunderlich, dass keiner zu uns kam, uns ausfragte oder wenigstens aus nächster Nähe anstarrte. Sonderbar für Nepal. Nachdem die Wäsche trocken war, fuhren wir weiter. Am dritten Fahrttag endete dann die halbwegs asphaltierte Straße und ging mal wieder über in eine Schotter-Spurrillen-Schlaglochpiste. Nach wenigen Kilometer entschieden wir, dass wir unseren Bus nicht mehr so zurichten wollten wie in Pakistan. Deswegen kehrten wir um – wieder vorbei an sprachlosen Menschen. Als wir an der Stelle vorbei kamen, wo wir ein paar Tage zuvor in aller Seelenruhe wuschen und badeten, sahen wir was sich normalerweise am Ufer abspielte – es wurde eine Leiche verbrand. Wir hatten an einer hinduistischen Verbrennungsstätte pausiert. Peinlich, egal schnell weiter. Unwissenden Ausländern verzeiht man so einiges im friedlichen Nepal.
Weiter ging unsere Fahrt zurück in die Landesmitte nach Lumbini, die Geburtsstätte Buddhas. Auf dem Weg dorthin nahmen wir eine Nebenstraße, die laut Straßenkarte voll asphaltiert sein sollte. Aber vom Asphalt war wenig zu sehen und sie wurde immer schlechter und schlechter. Irgendwann endete dieses Etwas, was sich Straße nannte und wir standen vor einem Fluss ohne Brücke. Von ein paar herumstehenden Nepalesen erfuhren wir, dass wir durch diesen Fluss fahren sollten, no problem andere Jeeps und LKWs tun das auch. Wir erkundeten zu Fuß den Fluss und stellten fest, dass bei einer Durchquerung Wasser in das Innere laufen würde. Da wir keine Lust hatten mehrere Stunden wieder zurückzufahren fuhren wir im Vollgas durch den knietiefen Fluss, wischten danach das Wasser aus allen Ecken und fuhren weiter nach Lumbini.
In einem riesigen Gelände befinden sich, neben dem eigentlichen Haupttempel, wo Maya Devi ihren Sohn Siddhartha Gautama 563 v. Chr. gebar, zahlreiche Tempel und Klöster aller buddhistischen Nationen. Leider waren viele der Tempel gerade im Aufbau, so dass die sonst meditative Ruhe durch Baulärm gestört war. Im Vergleich zum indischen Bodhgaya, wo wir bereits 2006 waren und Buddha seine Erleuchtung fand, war Lumbini enttäuschend. Als Entschädigung sahen wir allerdings die größten fliegenden Vögel der Welt. Der Sarus-Kranich hat eine Höhe von bis zu 1,70 m.
Wir folgten den fliegenden Kranichen und kamen im Chitwan Nationalpark raus. Dort campierten wir in einem verschlafenen Örtchen namens Ghatgain, das direkt am Fluss und gegenüber dem Nationalpark gelegen ist. Bei unserer Ankunft auf dem Parkplatz eines Gästehauses kam uns sogleich Holländer Mark entgegen. Er hatte die Schwester der Hotelbesitzerin (Lila) geheiratet und lebe jetzt hier. Zu Hause habe er auch einen VW-Bus und träume von so einer Reise, wie wir sie machten. Mark berichtete uns dann, dass jeden Abend die Nashörner über den Fluss zum fressen kämen, wir sollten uns in der Dunkelheit besser nicht am Fluss aufhalten. Gesagt, nicht getan: wir legten uns abends am Flussufer auf die Lauer. Wieso sollten wir 30 Euro für einen Ausflug in den Nationalpark ausgeben, wenn die Tiere doch rüber kommen? In der Dunkelheit und in dem abendlichen Nebel hörten wir zwar die Tiere, aber sahen sie nicht. Und um näher hinzugehen hatten wir doch zu großen Respekt vor den dinosaurierähnlichen Geschöpfen.
Die Familie von Lila war doch sehr angetan von uns und lud uns zu einem nepalesischem Frühstück ein: es gab Milchreis, dazu scharfes Gemüse und Chapatis (dünne Fladenbrote) – ungewohnt, aber lecker. Da im 15 km entfernten Nachbarort das jährliche Elefantenpolo stattfand und die Familie noch nie dort war, luden wir sie im Gegenzug ein mit uns dorthin zu fahren. Sie machten sich für diesen Tag schick und waren auch ein wenig aufgeregt, mit Ausländern fährt man ja schließlich nicht jeden Tag. Zusammen durften wir dann auch im VIP-Bereich sitzen während die anderen Einheimischen um das Spielfeld stehen mussten. Das Elefantenpolo war lustig und peinlich zugleich. Gut genährte, weiße, biertrinkende Briten saßen hinter dem Mahout auf dem Elefanten, konnten sich gerade so aufrecht halten und schlugen mehr neben als auf den Ball. Nach ein paar Stunden endete dann der Spektakel und wir fuhren zurück nach Ghatgain.
An unserem letzten Abend gingen wir wieder zum Fluss auf Rhinosuche. Heute war es nicht so neblig und tatsächlich nach nur zehn Minuten entdeckten wir ein riesiges Exemplar, das nur 20 Meter entfernt im Fluss stand und gemütlich fraß. Wir bestaunten einige Minuten das Tier, versuchten es vergeblich zu fotografieren und liefen dann schnell zurück ins Gästehaus. Dort saßen zwei Norweger mit ihrem Guide und wollten das Tier auch sehen. Also wieder zurück zu der Stelle, wir voraus, dann die Norweger und mit zitternden Knien der Guide. Das Rhino war immer noch da. Nach einigen Minuten entdeckte es uns und schnaubte laut. Das war das Zeichen: Rückzug und zwar schleunigst.
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